Pilates-Prinzipien

Atmung

Durch richtige Atmung wird das Blut mit Sauerstoff angereichert um so effektiv zu arbeiten und die Zellen des Körpers zu aktivieren und Abfallstoffe abzutransportieren. Durch die Pilates-Atmung werden die Wirbelsäule und die Rippen mobilisiert, die Gelenke gelockert und die Muskulatur erwärmt. Die Atmung dient der Entspannung und der Unterstützung der Bewegungsqualität und führt zu effizienten, optimierten Bewegungsabläufen. Die kontrollierte Ein- und Ausatmung fördert die Aktivierung des Körperzentrums, den Zugang zu tiefliegendsten Bauchmuskelschicht und des Beckenbodens. Richtige Atmung fördert den Energiefluss, versorgt die Zellen mit Sauerstoff und sorgt für den Abtransport von Giftstoffen aus dem Körper. Bewusste Atmung unterstützt die Körperwahrnehmung und verhilft uns zu fließenden Bewegungen und Leichtigkeit während der Bewegungs-ausführung.
Durch die Pilates-Atmung dehnt sich der Brustkorb auf drei Ebenen: der sagittalen, der transversalen und der frontalen.

Körperausrichtung

Die ideale Aufrichtung des Körpers, sprich eine gute Körperhaltung, ist ein essentielles Prinzip des Pilates Trainings – „in einem aufrechten Körper wohnt ein aufrechter Geist“ (Goethe). Ziel ist die aufrechte Haltung der Wirbelsäule in einem optimal ausgewogenen Wechselverhältnis zwischen Druck und Entlastung, um dem Menschen Stabilität und Beweglichkeit bis ins hohe Lebensalter zu gewährleisten. Eine gute Haltung ist die Basis für Beweglichkeit und Flexibilität. Mit ihr erreichen wir effiziente, harmonische, leichte und optimal ausbalancierte Bewegungsabläufe. Indem der Körper ständig daran erinnert wird, wie er richtig stehen, sitzen, liegen oder sich bewegen muss, richtet er sich allmählich besser aus. Dadurch wird das Gleichgewicht der Muskulatur wieder neu hergestellt, die Muskeln sollen wieder lernen, die Gelenke zu stützen.
Ein aus dem Gleichgewicht geratener Körper kann sich nur unter erheblichem Kräfteaufwand gegen die Schwerkraft behaupten und wird oft von Verspannungen, Abnutzungserscheinungen und Schmerzzuständen begleitet.

Entspannung

Oberstes Prinzip beim Pilates-Training ist die Entspannung und gleichzeitige Konzentration auf das Wesentliche um höchste Bewegungsökonomie und Effizienz zu erlangen. Entspannte Muskeln und lockere Gelenke sind eine Grundvoraussetzung sowohl für die Bewegungseffizienz, als auch zur Entwicklung eines kraftvollen und geschmeidigen Körpers. Daher wird sowohl zu Beginn als auch zum Ende der Pilates-Stunden entspannt, in den Körper hineingehorcht und der Geist zur Ruhe gebracht.

Zentrierung

Zentrierung bedeutet im Pilates-Training das Aktivieren der Bauch- und Beckenboden-muskulatur – auch Powerhouse genannt. Joseph Pilates integrierte darum die Anweisung „navel to spine“ in seine Übungen (Bauchnabel zur Wirbelsäule). Neuere medizinische Erkenntnisse besagen, dass die Stabilität und Muskelbalance am größten sind, wenn die Bewegung von innen nach außen geht, also vom Beckenboden initiiert wird und dann auf die untere Bauchmuskelschicht übergeht, von dieser staken Mitte aus fließt die Kraft dann in Arme, Beine sowie die Wirbelsäule hinauf. Nur wenn das Zentrum stark ist, können die äußeren Extremitäten effizient und Gelenk schonend bewegt werden.

Schultergürtel-Organisation

Muskelschwächen im Bereich des Schultergürtels sind sehr häufig Ursache von massiven Beschwerden im Hals- und Nackenbereich und der Halswirbelsäule. Verspannungen im Nackenbereich sind fast immer auf eine Überbelastung der Schulterblattanheber zurückzuführen. Falsche Bewegungsmuster und unterentwickelte Schulterblattstabili-satoren führen zu Verspannung und Verschleiß. Durch die optimale Ausrichtung von Schlüsselbeinen, Schultergelenken, Schulterblättern, Brustwirbelsäule und Halswirbelsäule wird bei Pilates eine effiziente, stabilisierende und Gelenk schonende Schultergürtel-organisation gewährleistet. Die Bewegung wird optimiert und der Muskelaufbau derjenigen Muskeln, die die Schulterblätter stabilisieren – am Hochziehen hindern – erarbeitet.

Dreidimensionale Ausrichtung

Darunter verstehen wir die Länge zwischen Steißbein und Scheitel, die Weite im Schulter- und Beckengürtel und die Ausrichtung der Gelenke zueinander. Beispielsweise sollen im gesunden aufrechten Stand die Hauptgelenke übereinander stehen: Fußgelenk, Knie, Hüftgelenk, Schulter-gelenk, Atlas (von seitwärts gesehen). Die dreidimensionale Ausrichtung ermöglicht, den Raum in den Gelenken und in den einzelnen Wirbelkörpern zu vergrößern, die Beweglichkeit wird gesteigert, die Nährstoffversorgung in den Gelenken positiv beeinflusst.
Die Muskulatur lernt dadurch wieder, ihre ursprüngliche Aufgabe zu erfüllen: die Gelenke zu stützen und eine neutrale, aufrechte Haltung zu gewährleisten.

Gelenkartikulation

Von großer Bedeutung ist die Mobilisierung der Wirbelsäule mit ihren einzelnen Wirbelkörpern, Bandscheiben, Gelenken und Gelenkbändern. Die tiefen gelenknahen Muskeln, die die einzelnen Wirbelkörper miteinander verbinden, sollen elastisch bleiben und gleichzeitig gekräftigt werden. Dadurch wird ein geschmeidiges Bewegen der Wirbelsäule in alle Richtungen ermöglicht: Beugen nach vorn, Strecken nach hinten, Drehen nach hinten und Beugen zu den Seiten. Dafür ist die Fähigkeit, jedes einzelne Segment der Wirbelsäule ansprechen zu können, Voraussetzung. In den Grundstellungen sollte die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Doppel-S-Kurve erhalten werden, so dient sie der ausgewogenen Kräfteverteilung und gewährleistet eine feinmotorische Stütz- und Feder-funktion beim Gehen und Laufen.
Durch die Bewegungen werden insbesondere die Bandscheiben vor dem Austrocknen und Verdünnen bewahrt, d.h. Bandscheibenschäden entgegengewirkt.